Der Personalmangel, insbesondere in Gesundheitseinrichtungen, ist ein bekanntes und viel diskutiertes Problem. Aber welche technologischen Möglichkeiten zur Unterstützung der Fachkräfte gibt es und kommen bereits zum Einsatz? Firma Hypros bietet eine Ortungslösung speziell für Kliniken an, die medizinische Geräte und Hilfsmittel auf Knopfdruck auffindbar macht. Damit unterstützt das Unternehmen bereits seit acht Jahren den Klinikalltag und trägt zur so wichtigen Effizienzsteigerung bei. Aber auch der Anbieter selbst muss mit den technischen Innovationen gehen, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Für ein wachsendes Unternehmen ohne eigene Entwicklungsabteilung ist das eine Herausforderung – die sich mit starken Partnern bewältigen lässt: Die Sensorik-Expertise des EDIH.SH konnte hier einen entscheidenden Beitrag zur technischen Präzision und Praktikabilität der bisherigen Lösung leisten. Wir werfen einen Blick auf die spannende Unternehmensgeschichte, ein innovatives Produkt und seine Optimierungsentwicklung.
Der Weg von Hypros begann recht unverhofft, als Max Golubew, einer der Mitbegründer, im Rahmen seiner Bachelorarbeit eine Methode zur Orientierung in komplexen Gebäuden mittels Smartphones untersuchte: „Mein Fokus lag dabei auf der Bluetooth-Technologie, die zur Lokalisierung in Innenräumen eingesetzt werden kann. Die erste, prototypische Anwendung zur Positionsbestimmung fand Aufmerksamkeit im Universitätsklinikum Lübeck. In Zusammenarbeit mit dem Klinikum haben wir die Technik für die Gerätelokalisierung weiterentwickelt und Hypros gegründet. Heute setzen zahlreiche deutsche Kliniken wie in Lübeck, Tübingen und Frankfurt unsere Lösung zur effizienten Geräteortung ein.“ Mittlerweile bietet das System mehr als nur die Auffindbarkeit von Geräten: Es zeigt auch den aktuellen Status eines Geräts direkt auf einem Dashboard an, wodurch Handlungsbedarfe wie Aufladen oder Reinigen sofort erkennbar werden. Zusätzlich können Sensoren integriert werden, die Parameter wie Temperatur und Luftfeuchtigkeit messen und Alarme auslösen. Diese Erweiterungen steigern nicht nur die Effizienz, sondern auch die Sicherheit und Hygiene – ein entscheidender Vorteil im klinischen Umfeld.
Das Thema und die Technik im Bereich Ortung ist nicht neu. Hypros nutzt jedoch gegenüber anderen technischen Lösungen nicht nur zugunsten der Genauigkeit eine Bluetooth-basierte Technologie. „Die vergleichbar einfache Implementierung mittels Sender-Empfänger-Prinzip oder auch die Anbindung an bereits bestehende Infrastruktur bspw. durch Bluetooth-fähige Router und die problemlose Erweiterung des Systems auf immer neue Geräte sind Argumente für diese Lösung.“, weiß Sven Ole Schmidt. Mithilfe von Signalstärkenmessungen wird eine raumgenaue Lokalisierung ermöglicht. Die Position selbst ist auf circa 5m genau bestimmbar. Es gibt jedoch Beispiele oder auch ganze Anwendungsbereiche, da reichen auch diese wenigen Meter nicht aus. Hinzu kommt, dass Hypros um die Schnelllebigkeit dieser Technologien weiß und nur mit kontinuierlicher Verbesserung marktfähig bleibt.
Ein anschauliches Szenario bieten Lager von OP-Bestecken, die entsprechend sortierte Wannen mit den richtigen Instrumenten für die jeweilige Operation bereithalten. Diese Bereiche sind so platzsparend sortiert, dass eine sehr präzise Ortung nötig ist, um nicht unnötig Zeit mit Suchen zu verschwenden. Auch die Angaben zum Zustand des Bestecks sind hier durch die strengen Hygieneauflagen verständlicherweise sehr relevant. Auf dieser Grundlage wird klar: es bedarf einer Präzisierung der Ortung im Rahmen der bestehenden technischen Möglichkeiten. Die enge Zusammenarbeit zwischen den Bedarfen aus der Praxis und dem wissenschaftlichen Know-How, führte mithilfe zahlreicher Versuchsdurchläufe zu einer wesentlichen technischen Optimierung. „Wir verwenden im Rahmen des Projektes mehrere Bluetooth Low Energy-Winkelmessungen und überlagern diese anhand des Gauss-Newton Verfahrens, das vor allem für realitätsnahe verrauschte Messungen über die letzten Jahrzehnte optimiert wurde. In der Umsetzung werden erfolgreich die wichtigsten Informationen aus den Winkelmessungen herausgefiltert, sodass wir für eine umfangreiche Messreihe eine Ortungsgenauigkeit von 1.6m in 90% der Positionsschätzungen erreichen konnten. Dass die genutzte Hardware geringe Anschaffungskosten erfordert, unterstreicht das starke Ergebnis zusätzlich!“, berichtet Sven Ole Schmidt.
Nach der erfolgreichen Optimierung wird das System nun unter realen Bedingungen in den Kliniken getestet. Es muss überprüft werden, ob die dort zahlreichen metallischen Oberflächen, die Signalübertragung beeinflussen und entsprechend gegengesteuert werden muss. Trotz des Forschungsaufwandes bleibt die Optimierung dank der gleichen Hardware einfach in der Handhabung und Integration. Die hohen Anforderungen aus der Praxis der Kliniken können mit einer Steigerung der Genauigkeit von mindestens 3 Metern in Zukunft noch besser bedient werden. „Denkbar wären sogar ganz neue Anwendungsbereiche des Produkts und somit ein weiterer Vorteil für Hypros., setzt Max Golubew „Die Zusammenarbeit mit der Expertise aus dem EDIH.SH stärkt unsere Innovationskraft und sorgt dafür, dass unsere Lösungen auch in Zukunft den wachsenden Anforderungen der Praxis gerecht werden“.
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